Wort zur Woche
von Dr. Elisabeth Hackstein
Hier bist du frei...
„Schau dich um diese Welt ist unsere, lass die Angst und die Sorgen los, hier bist du frei … Halt die Hand in die kühlen Fluten und du spürst eine Macht so groß, hier sind wir frei - himmelweit in die Unendlichkeit.“
Das Meer mit seiner Weite fasziniert viele Menschen und hat zu allen Jahreszeiten seine Freunde. Das Rauschen der Wellen, der Sturm im Herbst, die salzige Luft und der Blick, der bis an den Horizont geht, da fühlt man sich innerlich frei. Das Meer ist ein Ort, an dem Menschen dem Alltag entfliehen können. Santiano besingt, was viele Menschen am Meer empfinden, die Sehnsucht nach Freiheit, die Unendlichkeit und die Erfahrung einer großen Macht. Das erlebt so mancher als etwas Heiliges.
Auch mich berührt die Weite des Meeres, sein Rauschen und das Fehlen aller von Menschen verursachten Geräusche und lässt mich eine Freiheit spüren, die über das endliche, mit Zwängen und Zukunftsängsten beladene Leben hinausweist.
Lieder, die von Freiheit singen, sprechen uns an, weil sie unerfüllte Wünsche berühren, die im Alltag oft untergehen, der Wunsch, zumindest ab und zu den beruflichen und privaten Zwängen zu entkommen und das Leben nach eigenen Vorstellungen gestalten zu können. „Schau dich um diese Welt ist unsere, lass die Angst und die Sorgen los, hier bist du frei …“.
Auch die Bibel kennt das Thema Freiheit. Der Evangelist Johannes überliefert Jesu Worte von wahrer Freiheit, die nur Gott schenken kann. Jesus schaut nicht auf berufliche oder gesellschaftliche Zwänge und sagt: Wirklich unfrei machen uns ungesunde Beziehungen, die von Machtmissbrauch und Manipulation geprägt sind. Unfrei macht Egoismus, der uns um uns selbst kreisen lässt. Unfrei macht die Schuld, die wir auf uns laden und die auf der Seele lastet.
Das „Freisein von“ allein reicht Jesus jedoch nicht. Sein Verständnis von Freiheit zeigt eine zweite Dimension, die „Freiheit für“. Er blickt auf den Nächsten neben uns. Er spricht von Beziehungen, in denen sich Menschen in freier Entscheidung an einander binden, wo Menschen sich helfend zur Seite stehen und das Gute im Leben, die Liebe, die Barmherzigkeit und die Vergebung, die wir von Gott in freier Gnade geschenkt bekommen, an andere weitergeben. Weil Freiheit ohne den Nächsten im Blick schnell in Bindungslosigkeit und Beliebigkeit abgleitet.
„Schau dich um diese Welt ist unsere, lass die Angst und die Sorgen los, hier bist du frei …“. Trotzdem, das Gefühl von Freiheit, das uns im Urlaub die Ängste und Zwänge des Alltags vergessen lässt, auch das hat seinen Wert. Und vielleicht begegnen wir in der Naturgewalt des Meeres einer Spur von Gott und von der Freiheit, die er schenkt. „Halt die Hand in die kühlen Fluten und du spürst eine Macht so groß, hier sind wir frei - himmelweit in die Unendlichkeit.“
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