Wort zur Woche

von Vikar Florian Lengle

Mehr Nachsicht, bitte!

Es ist es für mich etwas Besonderes einen Text zu schreiben und ihn dann in einer Zeitung gedruckt zu sehen. Ich möchte diesen Platz nutzen für etwas Gutes, etwas Wichtiges und Sinnvolles. Ich schreibe und ich verwerfe, alles und immer wieder. Im Moment wird so viel geschrieben und gesagt, so viel Pathetisches. So vieles wird von uns allen gefordert. Ich schaffe es nicht ein Thema zu finden, dass daneben nicht banal wirkt oder nur etwas wiederholt. Ich merke, wie sehr die Pandemie noch immer an den Kräften zerrt, auch an meiner Kreativität. Sie wird zwar inzwischen als die „neue Normalität“ bezeichnet, aber so wirklich normal ist es dann doch nicht. Immer wieder müssen wir uns auf etwas Neues einstellen.

Dazu kommt dieser Monat, der Februar, der noch immer zu dunkel ist und in dem sich die Reserven des Winters verbraucht anfühlen. Ich wünsche mir die Nachsicht zurück, die es am Beginn der Pandemie einmal miteinander und für sich selbst gab. Nachsicht, dass Menschen müde sind, dass manches nicht so schnell geht, wie man es sich wünscht, dass manchmal die richtigen Worte zur richtigen Zeit fehlen und die Dinge nicht gelingen.

Mit meinen Mitmenschen nachsichtig umzugehen, heißt für mich als Christ nicht nur ihre Fehler zu tolerieren, sondern sie unabhängig von ihren Taten und Leistungen zu sehen und wertzuschätzen. Ich hatte in letzter Zeit zwei schöne Gespräche, in denen Menschen mir gesagt haben, dass sie gerne Zeit mit mir verbringen und es schade finden, dass ich die Prignitz am Ende meines Vikariats wieder verlassen werde. Beide Gespräche haben mir unglaublich gut getan und ich ging beschwingt und bestärkt aus ihnen heraus. Einem anderen Menschen seine Wertschätzung zu zeigen, kann ziemlich einfach sein. Warum nicht mal langjährigen Freund*innen sagen, wie froh man ist, dass man sie gern in seinem Leben hat? Ein Dank aussprechen für kleine, scheinbar alltägliche Dinge. Nicht, weil dadurch die großen Probleme gelöst werden können, sondern weil wir uns so gegenseitig Kraft und Hoffnung geben können.

Und falls Sie diesen Text zu banal finden: Bitte haben Sie Nachsicht mit mir.

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