Wort zur Woche

von Dr. Elisabeth Hackstein

Gesegnete Weihnacht

Wenn in meiner Kindheit am Heiligabend das Lied erklungen ist: „O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit“ dann wusste ich: Jetzt ist Weihnachten.  „O du fröhliche…“ war mein liebstes Weihnachtslied. Ich habe es herbeigewünscht, aus vollem Herzen mitgesungen und allen zugerufen: „Fröhliche Weihnachten!“ In diesem Jahr erklingt das Lied nicht, denn viele Kirchen bleiben dunkel und die Weihnachtstage sind stille Tage. Manches fehlt, was trägt.

Schon im Advent habe ich das gemeinsame Singen und die Weihnachtskonzerte in den Kirchen vermisst. Und jetzt fehlen mir die persönlichen Begegnungen. Meine Gedanken sind bei denen, die krank in Kliniken liegen, um ihr Leben kämpfen und ich fühle mit denen, die trauern, weil ihre Angehörigen einsam verstorben sind. Und die Unsicherheit, ob ich meine Familie und meine Freund*innen im nächsten Jahr alle gesund wiedersehen werde, wird zum ständigen Begleiter.

Durch die Unsicherheiten dieser Zeit leitet mich eine kleine Geschichte, die ich von Christ*innen aus China gehört habe: „Ich sagte zu dem Engel, der an der Pforte des neuen Jahres stand: Gib mir ein Licht, damit ich sicheren Fußes der Ungewissheit entgegen gehen kann. Aber er antwortete: Gehe nur hin in die Dunkelheit und lege deine Hand in die Hand Gottes! Das ist besser als ein Licht und sicherer als ein bekannter Weg.“

Auch an dieser stillen Zeit des Lockdowns verspricht uns die Weihnachtsgeschichte: Wir gehen an Gottes Hand. In dem Kind, ganz Mensch unter Menschen, sagt uns Gott, dass er dieser, von Corona durchgeschüttelten Welt nah ist. Er ist bei uns, wenn an diesen Weihnachtstagen das Alleinsein zur Einsamkeit wird. Er hilft uns tragen, wenn wir uns um einen Kranken sorgen, um Verstorbene trauern oder Existenzbedrohung erleben. Er führt uns durch alle Unsicherheiten und Ungewissheiten dieser Weihnachtstage zur Krippe und sagt: Schau, hier bin ich, zur Welt gekommen, und ich bleibe. Und in mir singt es: „O du gnadenbringende Weihnachtszeit“. Und deshalb aus ganzem Herzen „Gesegnete Weihnachtstage“.

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