Wort zur Woche

von Pfr. Peter Radziwill

Karneval

An vielen Orten ist das närrische Treiben in vollem Gange. Funkengarde und Prinzenpaar, Musik und Büttenreden, Gesang und Tanz. Da wird so richtig die Sau oder der Eber herausgelassen.

Themen gibt es genug: Leitplanken, die die Durchfahrt versperren, neue Straßen, auf denen man nur 50 fahren soll, Wolf und Windrad, jetzt sogar ein abgestürztes, Milchpreis und Brexit.

Alles kann man durch den Kakao ziehen, die große Politik und die kleinen menschlichen Schwächen, die Bundeskanzlerin und den Bürgermeister. Das fällt nicht schwer, meckern können wir prima und Konsequenzen muss niemand fürchten, anders als vor 40 Jahren in der DDR.

Und dann?

Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Dann heißt es erst richtig: carne vale - Fleisch lebe wohl. Früher haben die Menschen in der Zeit bis Ostern kein Fleisch gegessen. Auch heute gibt es Menschen, die ab Aschermittwoch auf etwas verzichten.

Ich habe mir vorgenommen, in diesem Jahr auf das Meckern zu verzichten. Ein kritischer Blick auf das was ist, der ist gut. Aber einfach meckern ohne aktiv zu werden und etwas zu ändern, darauf will ich verzichten.

So ein Mecker-Fasten kann anstrengend werden. Ich werde ins Gespräch gehen mit Menschen, die anderer Meinung sind. Ich werde mich informieren. Ich werde lernen müssen, die Dinge einmal aus der Perspektive des Anderen wahrzunehmen. Vielleicht gelingt es dann miteinander, etwas zu verändern. Im nächsten Jahr könnte dann ein Thema, das mich heute noch prima meckern lässt, nicht mehr für die Büttenreden geeignet sein.

Aber jetzt heißt es erst einmal bis zum Aschermittwoch: fröhlich feiern und humorvoll meckern und manchmal wird dabei schon mitten im Karneval Verzicht geübt: In einer Karnevalshochburg in der Prignitz haben die Menschen jedenfalls schon einmal auf etwas verzichtet: auf den Gottesdienst am Sonntag. Sie mussten sich von der Karnevalsfeier am Vorabend erholen.

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