Wort zur Woche

von Superintendentin Eva-Maria Menard

Das Leben feiern

Musik und Tanzen, Essen und Trinken, lachende Menschen. Sie feiern das Leben. Müde fallen sie in die Hotelbetten.

Es dämmert, als sie im Halbschlaf ein lautes Krachen hört. Dann ein seltsames Rasseln. Sekundenbruchteile später begreift sie: Es ist etwas passiert. Schlagartig ist sie wach und findet ihren Mann bewusstlos und blutend auf dem Boden. Stabile Seitenlage! Hat sie doch etwas gelernt im Erste-Hilfe-Kurs. Das Blut strömt stärker, die blütenweißen Handtücher färben sich.

Sie denkt: Das war’s; so ist es also, wenn jemand stirbt. Sie greift zum Telefon, wählt die 112 und nach einer Ewigkeit von 8 Minuten hört sie die Schritte der Einsatzkräfte auf dem Hotelflur. Die erfahrene Stimme des Notarztes beruhigt, die Handgriffe sitzen, das Bewusstsein ihres Mannes kehrt wieder, die prüfenden Fragen des Sanitäters beantwortet er korrekt.

Nach einigen Minuten ist klar, dass die Verletzungen nicht lebensbedrohlich sind. Erschöpft sinkt sie aufs Bett und blickt entsetzt auf ihre blutverschmierten Hände. Das Krankenhaus, in welches ihr Mann gebracht wir, liegt ganz in der Nähe. Sie geht durch die erwachende Stadt, die Vögel singen ihr Morgenlied. Nach zwei Stunden bangen Wartens in der Notaufnahme kommt die erlösende Nachricht, dass keine bleiben Schäden zu erwarten sind. Die Wunde wird genäht, das Schädelhirntrauma mit Schmerzmittel behandelt, Ruhe verordnet. Am nächsten Tag darf er das Krankenhaus verlassen.

Sie feiern das zerbrechliche Leben. Gottes Geschenk. Meine Zeit steht in deinen Händen!

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