Moment mal
von Pfarrer Olaf Glomke

„7 Wochen Ohne“. Die Evangelische Kirche lädt zur 27. Fastenaktion ein. Die Aktion möchte niemanden herausfordern, besonders asketisch oder hart gegen sich selbst zu sein. In diesem Jahr geht es den Initiatoren nicht allein um den Verzicht. Das Motto heißt: „Näher! 7 Wochen ohne Scheu“. In den vierzig Tagen vor Ostern geht es ihnen darum, was zu kurz gekommen ist in meinem Leben zu entdecken und in Bewegung zu bringen. Und das eben ohne Scheu. So sind diejenigen die fasten eingeladen, ohne Scheu, die Nähe anderer Menschen zu suchen: Ich wage das schon lange fällige Streitgespräch. Ich spreche endlich die überfällige Liebeserklärung aus. Ich rufe eine alte Freundin an oder ich besuche den Nachbarn im Krankenhaus. Alles was nicht in eine SMS oder E-Mail passt, kann ich mit größerer Nähe und ohne Scheu einem Menschen sagen und zeigen. Wagen Sie sich aus der Deckung und spüren Sie den Genuss der Gänsehaut bei der ersten Begegnung.
Übrigens: das christliche Fasten hat eine lange Tradition und die Zahl 40 hat symbolischen Charakter. Immer dann, wenn Menschen an Grenzen stießen oder Übergänge von einer Lebensphase in eine andere gestalten mussten und Klarheit gewinnen wollten, haben Menschen gefastet. Jesus verbrachte nach seiner Taufe 40 Tage und Nächte in der Wüste. Mose war 40 Tage auf dem Berg Sinai, bevor er die 10 Gebote von Gott empfing. Die Sintflut dauerte solange. Die Bibel berichtet von Menschen, die in ihrer Trauer oder in Lebensgefahr fasteten. Und wer sich an Gott wenden will, bereitet sich in einer Fastenzeit darauf vor.
Probehalber etwas anders zu machen, auch wenn es schwer fällt, kann eine Entdeckung sein. Nähe ohne Scheu macht Appetit auf das Leben.
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