Moment Mal

von Ev. Kirchenkreis Prignitz

Sprit, Esprit und Spirit

Am 14. Januar war ich per Bahn in Berlin. Zur Demonstration gegen Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Neo-Faschismus, einem Pilzgeflecht, bundesweit. Es fehlt an Spirit, um dissonante Meinungen ins vertrauensvolle Gespräch zu bringen. Der Weg öffnete mir die Augen. Demonstrierenden Landwirten geht es um Steuern, um Sprit für eine fossil gebundene Land-Wirtschaft. Schwere Traktoren und massive Großgeräte aus nördlichen Landkreisen. Nachdenkliche und wütende Losungen. Landwirte am Holzfeuer, an Wohnwagen. Kein Gespräch mit Passanten.

Warum wohl? Die Losungen wurden bedacht; gelegentlich der Kopf geschüttelt. Eine kontroverse Wahrnahme der Wirklichkeit. Gut, dass die ungerechte Verteilung der Subventionen ein Thema ist. Ich wurde stumm. Wenn ich ebenso wütend und engagiert als Freund der solidarischen Landwirtschaft (Solawi) über den tonnenschweren Einsatz der massiven Großgeräte auf unseren fragilen Ackerflächen schriebe, ich bekäme von aufgebrachten Landwirten wohl die volle Breitseite an Kritik zu lesen...

Die Landwirte kritisieren und stören eine Woche den Verkehr. Haben dasselbe Recht dann nicht auch die Klima-Kleber, die des fossilen Sprits wegen nur Jahre voraus denken und blockieren? Was wird nicht alles durch uns Steuerzahler per Staat subventioniert?

Durch EU-Subventionen wird die wirtschaftliche Armut in südlichen Ländern verstärkt, der Flüchtlingsstrom von dort nach hier wird so geschaffen, die Ungleichheit für alle zementiert. Muss der Amazonas sterben, weil wir hier Soja für den Scheinefleisch-Export nach China (sinnarm und gesundheitsschädlich) verfüttern? Viele Fragen an das Subventions-Gefüge und die Lobby-Verbünde. Gern würde ich mich mit den Landwirten dazu austauschen. Vor den panzerschweren Großgeräten fehlt mir dazu der Esprit.

Anders als diese massive öffentliche Wut war die Demonstration auf dem Pariser Platz; eine überfüllte Familienfeier, zugewandt und hörbereit. Regierungskritische Worte in die Ohren der Politiker*innen. Nachdenklichkeit in der Menge, keine aufgeheizte Stimmung. Ein wenig weiter dann die stete Mahnwache gegen Putins Ukraine-Invasion.

Die Jahreslosung für 2024 gibt für diese disparate Welt eine heilsame Klammer: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. Das heißt in Zuwendung und Wertschätzung des Andersdenkenden, ja auch des Feindes. Unsere Zeit braucht vertrauensvolle, mutige und klarsichtige Menschen im Einsatz auf allen Ebenen.

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