Moment Mal

von Pfrn. Johanna Köster

Auf der Suche nach Verlorenem

„Bitte lass den Rucksack noch da sei“, flehe ich. Während ich mit den Füßen Gas und Kupplung bediene und die Scheinwerfer meines Autos die dunkle Landstraße beleuchten. Angespannt bin ich und dann auch wieder voller Zuversicht. „Er wird schon nicht weg sein“, schießt es mir durch den Kopf, „bestimmt hat ihn jemand abgegeben.“ Ich war mit den Kindern in der Stadtbibliothek und dann habe ich beim Einsteigen in der Hektik des Aufbruchs und der streitenden Kinder meinen ganzen Rucksack auf dem Parkplatz stehen lassen, inklusive Handy, Portemonnaie und Bibliotheksbüchern.

Aufgefallen ist mir das erst zuhause, als die Kinder gefragt haben: „Wo sind denn nun unsere Bücher!“ Also gleich wieder rein ins Auto und nochmal zurück. Und während ich zurückfahre, spreche ich mir selber Mut zu und merke, wie wichtig es für mich ist zuversichtlich zu bleiben. Mir fallen andere Situationen in meinen Leben ein, in denen ich hoffnungsvoll geblieben bin und wie am Ende dann auch alles gut wurde. Wie ich einen Flug verpasst habe und dann noch umgebucht werden konnte. Wie ich ohne festen Job in die Prignitz gezogen bin und dann Ausbildungsplatz und erste Pfarrstelle gefunden habe.

Mein Vertrauen hat sich als richtig erwiesen. Der Rucksack war noch da. Er stand auf dem Parkplatz. Geduldig wartend mit Portemonnaie und allen Karten, mit Handy und allen Bibliotheksbüchern. Daran denke ich jetzt, wo der Advent beginnt. Die Adventszeit ist ja auch eine Zeit des Wartens und des Hoffens, der Sehnsucht nach Erfüllung.

Das Wort Advent kommt aus dem Lateinischen und heißt Ankunft. Die Adventszeit ist die Zeit der Vorbereitung auf die Ankunft Gottes hier auf Erden. Als kleines Menschenkind kommt Gott in die Dunkelheit der Welt.

Darauf dürfen wir hoffen – in Zuversicht. Gott ist nicht weg, wenn wir auf ihn vertrauen und auf ihn warten, kommt er uns nah. Für mich zeigt er sich, indem er Begegnungen schenkt, neue Möglichkeiten aufzeigt, die so nicht zu erwarten waren.

Ohne Zuversicht bleibt es dunkel in der Welt. Mit unserer Zuversicht erhellen wir dunkle Stunden. Sei es auf dem Rückweg zum verlorenen Rucksack oder zu Beginn eines neuen Lebensweges.

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