Moment Mal

von Pfrn. Johanna Köster

Versöhnung mit der Freiheit

Seit letztem Wochenende können wieder alle Menschen am öffentlichen Leben teilnehmen, ohne ihren Impfstatus nachzuweisen oder einen Test vorzulegen. Die Maskenpflicht entfällt mit Ausnahme von Bus und Bahn.

Was für viele Menschen ein Grund zur Freude ist, macht anderen Menschen jetzt Sorge. Werde ich mich nun doch noch mit dem Virus anstecken? Kann ich mich sicher bei gesellschaftlichen Events bewegen ohne mit einer Ansteckung nach Hause zu kommen? Erst gab es die ganzen Debatten über die Bewertung der Maßnahmen gegen das Corona-Virus – die sehr verschiedenen Meinungen dazu haben mich ganz schön herausgefordert und sie tun es noch immer.

Und nun kommt das nächste Ereignis, das ein Potential zu Streit und Verunsicherung mit sich bringt. Viele alte Freiheiten sind zurück, manche finden: Das kommt zu früh. Andere fragen: Warum erst jetzt? Eine meiner Lieblingsbibelstellen ist ein Satz des Apostels Paulus an die Gemeinden in Galatien: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen“ (Gal 5,1).

Als Christenmenschen glauben wir, dass Freiheit vor allem eine Frage der inneren Haltung ist. Im Glauben an Christus kann ich befreit leben, weil ich weiß, dass ich ihm nichts beweisen muss und diese Freiheit kann ich dann auch anderen lassen. So wünsche ich mir für die nun beginnenden Veränderungen im öffentlichen Leben, dass uns ein lernender Weg der versöhnenden Freiheit gelingt.

Mögen die, die nun endlich aufatmen, tief Luft holen und sich freuen. Mögen die, die sich Sorgen machen, Wege der Sicherheit für sich selbst finden. Mögen wir einander gegenseitig in die Augen schauen, egal ob mit oder ohne Maske und in dem Blick des Gegenübers ein freundliches Lächeln sehen. Denn Jesus hat auch gesagt, zu denen freundlich zu sein, die zu uns selber freundlich sind, das ist zu einfach. Eine wahre Herausforderung ist es, denen liebevolle Gedanken und Worte zu schenken, an denen wir uns stoßen oder über die wir uns ärgern.

In den sieben Wochen der Passionszeit, die nun bald mit Ostern zu Ende geht, war das Motto „Üben – Sieben Wochen ohne Stillstand“. Ich habe geübt, Menschen, die mich provoziert haben, freundlich zu begegnen, und ich übe es weiter.

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