Moment Mal

von Pfarrer Olaf Glomke

Lichter

Trügerisch…  Nach und nach gab es immer weitere Lockerungen. Der Sommer war fast unbeschwert. Mehr Begegnungen, mehr Kontakte mit Familie und Freunden. Sogar kleinere Feste konnten wir feiern. Die Gaststätten füllten sich mit lebhaft plaudernden Menschen; unbeschwert, leicht und gut fühlte sich das an. Die Fußballstadien öffneten sich und so konnten die Fußballer wenigstens mit dem Background einiger hunderter Fans ihre Tore schießen. Auch wenn Masken überall gegenwärtig waren, in den Jackentaschen, im Auto, auf dem Schreibtisch, in den Gesichtern, so habe ich ein Aufatmen selbst hinter den Masken hören können. Trügerisch… Von heute an/ Ab 2. November greifen erneut Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen. Das ist bitter und hart für jeden einzelnen, ob privat oder geschäftlich. Für vier Wochen, dass ist übersehbar.

Immer wieder mal wird die Frage gestellt: Welche Erfahrungen nehmen Sie mit aus der Pandemie? Neben manch anderen richtigen Antworten, ganz sicher das eine: Menschen brauchen Feste, Zeiten und Termine, auf die sie hinleben können. Das Kirchenjahr, mit seinen Festen und Feiertagen strukturiert das Jahr und bietet Höhepunkte. Und da viele Volksfeste einen kirchlichen Ursprung haben, zähle ich sie gern dazu.

Nun, bin ich kein Fan von Halloween. Süßes oder Saures. Gruselige Masken und Kostüme. Ja, Süßes gebe ich gern, doch unheimliche Geister gibt es zur Genüge. Dennoch heute bleibe ich stehen und schaue auf die durch Kerzen erleuchten Kürbisköpfe vor den Haustüren und auf den Terrassen. Das Licht der Kerze fesselt meinen Blick. Geborgenheit und Wärme. Sehnsucht und Hoffnung.

In den kommenden Tagen werden in den Kirchen, Häusern und auf Friedhöfen Kerzen für die Verstorbenen entzündet. Zu Allerheiligen und Allerseelen geschieht das in den katholischen Kirchen und zum Totensonntag = Ewigkeitssonntag in den evangelischen Kirchen. Diese Lichter bringen zum Ausdruck, dass wir im Stillen und doch sichtbar miteinander verbunden sind und dass wir eine Sehnsucht und eine Hoffnung haben. Gerade in der Zeit, in der das Tageslicht immer mehr abnimmt und erneute Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen die gefühlte, wiedergewonnene Unbeschwertheit und Leichtigkeit genommen scheint. Für vier Wochen, dass ist übersehbar.

Es ist schön, dass wir Feste und Feiern haben und Lichter, die uns Hoffnung und Halt geben.

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