Wort zur Woche
von Dr. Elisabeth Hackstein
Danke, Gott.
„Danke für diesen guten Morgen, danke für jeden neuen Tag.“ Dieses Lied singen wir oft in den Morgenandachten in unserem Kloster. In Schönwetterzeiten, wo das Leben rund läuft und keine größeren Probleme unseren Alltag beschweren, fällt es leicht, aus vollem Herzen mitzusingen.
Aber da sind die Tage, an denen das Leben alles andere als leicht verläuft. Berufliche Verpflichtungen, die Familie, die Zuwendung braucht, die Betreuung der kranken Eltern oder die Hilfe für die alte Nachbarin, all das fordert einen hohen Einsatz. Besonders dunkel erscheint der Tag, wenn eine schwere Krankheit das eigene Leben überschattet. Dann liegt sprachloses Seufzen näher als Dank.
Gerade dann sage ich: „Ja! Danke für diesen guten Morgen, danke für jeden neuen Tag“. Ich liebe dieses Lied, weil es mich daran erinnert, dass nichts in meinem Leben selbstverständlich ist. Das zählt doppelt, wenn ich an die zahllosen Menschen denke, die vor Krieg und Hunger auf der Flucht sind und Berichte über geplante und durchgeführte Terroranschläge uns zeigen, wie zerbrechlich und angreifbar unser gutes Leben ist.
Um das nicht zu vergessen, nehme ich mir am Abend ein paar Minuten Zeit für mein Danktagebuch. Ich schreibe auf, was ich an dem Tag an Gutem erlebt habe. Das Danktagebuch füllt sich schnell mit vielen kleinen und großen Sonnenstrahlen, die Wärme und Helligkeit in meinen Alltag bringen. Dann denke ich an den lange Spaziergang im Wald, an den Nachbarn, der mir geholfen hat und an die Freundin, die immer ein offenes Ohr für mich hat. Und manchmal steht da „Danke, Gott, für deine Hilfe“, weil es mir gelungen ist, über meinen Schatten zu springen und einen Konflikt versöhnlich zu beenden. Aber immer sagt mein Dank, dass Gott in guten und schweren Tagen meine Kraftquelle ist.
Heute Abend werde ich in mein Danktagebuch schreiben: Danke für die tägliche Mittagsandacht in unserem Kloster, in der wir im Vertrauen in Gottes Liebe und Barmherzigkeit zusammen kommen. Und dann werde ich wie so oft schreiben: „Danke, Gott, für diesen guten Tag“.
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