Moment mal
von Superintendent i.R. Peter Heß
Wahrgenommen, geborgen und geliebt
Was gibt es schöneres und beglückenderes als Menschen die unser Leben bereichern. Leben teilen, sich gegenseitig ergänzen, das Glück gemeinsam genießen und in Traurigkeit und Schmerz sich anlehnen können und aufgefangen werden ist ein Geschenk.
Allermeist erleben wir dies in unseren Ehen und Familien. Aber auch Freundschaften können immer wieder solche Orte sein.
Christen erleben diese Nähe und Geborgenheit auch immer wieder in der Gemeinde. Nicht nur vor Ort, sondern auch im Land gibt es solche Verbindungen, sogar über Ländergrenzen hinweg.
Das erlebe ich zur Zeit konkret. Da lese ich eine Mail in der ein Freund von den Sorgen um die Gesundheit seiner Frau erzählt. Diagnose Krebs, nachdem die vorausgegangene OP so gut verlaufen war. Inzwischen sind es wohl schon 4 Eingriffe in kürzester Zeit. Er erzählt von den Ängsten und bittet um Gebet. Ich habe die Adressen nicht gezählt, die oben neben meiner zu lesen waren. Ein Netzwerk von Menschen die zusammenstehen. Und dann kommen die Informationen, hoffnungsvoll und dankbar aber auch wieder ängstlich und sorgenvoll.
Nicht allein! Mitten im Urlaub erreicht mich die Mail einer Kollegin mit ähnlichem Inhalt. Wie gut sich in eine solches Netzwerk fallen lassen zu können. Und zuletzt ist es das Netz, das Gott uns spannt. Ein Netz wo er die Knoten knüpft.
Aufmerksamkeit und mitfühlende, mittragende und mit sorgende Liebe, das finden wir in den Erzählungen der Bibel. Jesus bleibt bei Menschen stehen und sieht was ihnen fehlt und wendet sich ihnen helfend zu.
Und immer geht sein Blick zum Himmel. Menschen werden so neu belebt von Lasten und Sorgen und Ängsten befreit.
Gott hat keine anderen Hände, Füße, Augen und Ohren als unsere, so hat es einmal jemand formuliert.
Jesus sagt es so: “Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Matthäus 25, Vers 40
So sehr identifiziert sich Gott mit jedem von uns, das nicht nur die Not ihn umtreibt, die Freude und das Glück ihn beglückt, sondern unsere Zuwendung zum anderen ihn berührt, als würden wir es ihm getan haben.
Sicher ist, dass seine ganz Aufmerksamkeit und Zuwendung uns gilt.
Sicher ist, dass wir uns ihm mit Glück und Schmerz an IHN wenden können. Sicher ist aber auch, dass er uns in unseren Beziehungsnetzen, den kleinen und den großen die Erfahrung von Liebe Geborgenheit und Hilfe zukommen lassen möchte.
Wie geht es dir? Diese Frage gehört zu den Artigkeiten unserer Kommunikation. Die Antworten sind meist entsprechend: Geht schon.
Damit lassen wir erkennen das unser Frage entweder oberflächlich war oder der oder die Antwortende sich nicht wirklich öffnen konnte oder wollte. Wen interessiert wirklich was mich bewegt.
Die Vereinsamung auch in Ehen, Familien, Freundschaften auch in Gemeinde bleibt eine erhebliche Gefahr. Weil jeder soviel mit sich zu tun hat bleibt kaum noch emotionaler Spielraum sich auch noch auf das einzulassen was den anderen im Tiefsten bewegt.
Nachdem wie allermeist den Urlaub hinter uns haben und der Alltag uns wieder hat will Gott uns die Chancen die uns im Miteinader geschenkt sind bewusst machen.
Sicher ist das ein Übungsfeld. Es bedarf der Entscheidung in allen Beziehungen, zu Hause und auch sonst. Wir dürfen auch darum beten, das wir neu und besser lernen Augen, Ohren und Herzen zu bekommen die wachsam und aufmerksam dem anderen zugewandt sind.
Das Schönste ist, das Gott sich selbst anbietet, damit wir nicht zu den „eigenen Päckchen“ auch noch „fremde“ schleppen müssen. ER selbst ist mitten dabei. Da geschehen Wunder! Liebe, Geborgenheit und Erbarmen sind wie Medizin.
Wir wissen es ja eigentlich! Nun haben wir wieder Gelegenheit unsere Erfahrungen aufzufrischen.
Peter Heß
Superintendent i.R.
Perleberg
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