Moment mal
von Wilfried Schmidt
Himmelfahrt. Für viele sicher Herrentag. Oder Vatertag. Mit Vater hat dieser Tag zwar ursprünglich zu tun, aber doch anders, als es heute meist gedacht wird. Jesus ging zu Gott, seinem Vater im Himmel, zurück.
Vierzig Tage nach seiner Auferstehung begegnete Jesus immer wieder seinen Jüngern. Und sie sahen: Jesus lebt wirklich. Es ist keine Einbildung. Dann ging Jesus in die unsichtbare, unseren Augen verborgene Welt Gottes zurück. Und er versprach seinen Freunden, dass sie mit der Kraft, die von Gott kommt, dem Heiligen Geist beschenkt werden. Durch den Heiligen Geist ist Jesus – wenn auch anders – wieder selbst bei seinen Freunden.
Aber es war da schon ein Unterschied: vorher, bis zu seiner Himmelfahrt, konnte Jesus nur in Jerusalem, Emmaus oder Galiläa sein. Entweder Berlin, München oder Wittenberge. Durch den Heiligen Geist ist Jesus zu jeder Zeit überall da. In Jerusalem, Emmaus und Galiläa. In Berlin, München und Wittenberge. Keiner muss auf seine Gegenwart verzichten und warten, bis er sich wieder zeigt. Jesus ist mit uns mitten drin in unserem Leben, unserem Alltag. Er ist nicht weiter weg als ein Gebet.
In der Bibel können wir auch lesen, was er denn nun tut. Er ist der Herr über alle und über alles (Epheser 1, Vers 21). Er regiert.
Nun, dass wird nicht so unbedingt unsere Erfahrung sein, dass wir das Gefühl haben: Jesus regiert. Gott herrscht. Wir fühlen und sagen oft: Geld regiert die Welt. Geld bestimmt, was passiert oder auch nicht. Geld bestimmt, wie sich Menschen verhalten – z.B. untereinander oder gegenüber der Schöpfung. Wer viel Geld hat, bekommt Recht. Der hat Einfluss.
Aber das sind nicht die einzigen Erfahrungen, die man machen kann. Schon mancher hat eine gut bezahlte Position verlassen oder nicht angenommen, weil er sich von Gott auf einen anderen Platz gestellt sah. Es gibt Chefs, die ihre Augen nicht auf das schnelle Geld haben, sondern ein gutes Arbeitsklima, das von nachhaltigen Werten bestimmt ist. Da sind Unternehmer, die große Summen Geld geben, um anderen (z.B. in Lateinamerika) zu helfen. Ohne die Erwartung, dass dabei etwas „herausspringt“ oder sie sich damit einen guten Namen machen. Da sind tausende Menschen, die trotz (Todes-)Drohung sich von ihrem Glauben an Jesus nicht abbringen lassen …
Ich meine, dass das kleine Zeichen dafür sind, dass das Geld doch nicht die Macht hat, die man ihm oft zuschreibt. Letztlich auch nicht die Menschen, die sich als die Mächtigen sehen. Zeichen dafür, dass doch ein anderer die Welt regiert.
Auch im persönlichen Bereich ist es immer wieder zu erleben: Jesus regiert. Er hält mich und diese Welt in seiner Hand. Kleine Überraschungen mag man durchaus auch als Zufall bezeichnen. Aber man kann sie genauso gut als Begegnungen mit Jesus sehen: „Da hat er eingegriffen“.
Dass Jesus herrscht – auch über die jeweils Mächtigen – ist vielen schon Trost und Halt gerade in turbulenten, gefährlichen Zeiten gewesen. Ihre Last, ihre Probleme, ihre Ängste haben sie im Gebet vor ihm ausgebreitet und Hoffnung schöpfen können. Wenn er auch ein verborgener Gott ist, ist er doch kein unnahbarer Herrscher. Sondern er hat für jeden, der zu ihm kommt, ein offenes Ohr, ein offenes Herz. Unzählige Male hat er Kraft zum Aushalten gegeben oder auch Wunder geschenkt.
Eines Tages wird es so sein, dass Jesus uneingeschränkt erfahrbar Herr sein wird. Wenn er wiederkommt. Dann wird es den neuen Himmel und die neue Erde geben.
So ist wirklich viel Grund, an Himmelfahrt zu feiern. Nicht so unbedingt die Herren der Schöpfung, sondern den Herrn der Schöpfung. Den, der alle und alles in seiner Hand hält und wenn die Zeit gekommen ist, alles neu macht. Vollkommen.
Wilfried Schmidt
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