Moment mal

von Pfarrer Gérôme Kostropetsch

Das Tor unseres Pfarrgartens wird geöffnet. Herein geradelt kommen fünf Jungs im Alter von 12-14 Jahren. Dazu zwei erwachsene junge Frauen, die die Jungs als Begleiterinnen unterstützen.

Von Berlin haben sie sich auf den Weg gemacht. Mit dem Fahrrad wollen sie nach Hamburg fahren und anschließend wieder zurück nach Berlin.

„Das ist unsere Herausforderung“, erklären sie mir. Einmal im Schuljahr findet an der Evangelischen Schule Berlin Zentrum das Projekt „Herausforderungen“ statt. Ausgestattet mit 150€ pro Person, sind diese jungen Leute quasi auf sich allein gestellt.
Ohne weitere Hilfe von Außen haben sie die Strecke geplant, sich überlegt, wie weit die einzelnen Etappen werden und herausgesucht, wo es Übernachtungsmöglichkeiten gibt.

Auf dem Weg erhalten die Jungs Hilfe von ihren Begleiterinnen. Aber die müssen sie konkret nach Hilfe fragen, ansonsten mischen sie sich nicht ein. Alle Entscheidungen werden von den Jungs eigenständig und gemeinsam getroffen. Ein wunderbares Projekt, das die Selbständigkeit junger Menschen fördert. Ein wunderbares Projekt, das nicht immer leicht zu meistern ist.

Natürlich gibt es auch mal Streit, ab und zu liegen die Nerven blank, wenn ein Rad ein platten hat oder sogar die Kette gerissen ist, wenn der Tag anstrengend war und das nächste Ziel noch weit entfernt ist. „Aber gemeinsam schaffen wir diese Herausforderung“, sagen sie fröhlich und voller Vertrauen.

Wenn es um Herausforderungen geht, dann kann vermutlich jede*r etwas erzählen. Tagtäglich werden wir herausgefordert und für jede*n sind andere Situationen im Leben eine Herausforderung. Oft sind es Situationen, die einfach auf uns zukommen, die wir uns nicht unbedingt aussuchen, die wir nicht in der Hand haben. An den Herausforderungen in meinem Leben kann ich scheitern. Manchmal will einfach nichts gelingen – das frustriert mich, zieht mich runter.

Dann gibt es aber auch wieder die, die ich bewältige. Gestärkt gehe ich aus ihnen hervor, bin glücklich und stolz auf mich, was ich da geschafft habe.

An beiden, den gescheiterten und den gemeisterten Herausforderungen, kann ich wachsen. Ich lerne was ich schaffen, welche Kräfte ich in mir entfachen kann und ich lerne auch, mit Misserfolgen umzugehen. Entdecke womöglich, was ich beim nächsten Mal anders machen kann. Ich kann mich auch ganz bewusst selbst herausfordern und mir eine Aufgabe geben, durch die ich neue Kräfte und Fähigkeiten an mir entdecke.

Seien Sie mutig und wagen den Schritt: fordern Sie sich mal wieder selbst heraus und entdecken Sie sich neu – so wie die fünf Jungs aus Berlin.

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Bitte rechnen Sie 2 plus 3.