Ausstellung: Die Macht der Gefühle. Deutschland 19/19

von Ev. Kirchenkreis Prignitz

Unsere Politik wird, so scheint es, zunehmend von Gefühlen bestimmt. Wir leben in Zeiten der Daueraufgeregtheit. Fakten werden durch gefühlte Wahrheiten infrage gestellt. Radikale aller Couleur finden mit einfachen Antworten auf komplexe Fragen immer mehr Zuspruch.

Hier setzt die Ausstellung „Die Macht der Gefühle. Deutschland 19 | 19“ an, indem sie einen emotionsgeschichtlichen Blick auf die vergangenen 100 Jahre wirft. Die gemeinsam von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur herausgegebene Schau wurde von den Historikerinnen Ute und Bettina Frevert erarbeitet. Sie nimmt heutige Erscheinungsformen von 20 Emotionen zum Ausgangspunkt, um Kontinuitäten und Brüche in den Gefühlswelten zu verdeutlichen, die die vergangenen 100 Jahre prägten und deren Intensität heute Politik und Gesellschaft herausfordert.

Prägnante Texte, 140 historische Fotos und Faksimiles sowie multimediale Begleitangebote regen dazu an, sich mit der Macht von Gefühlen in Vergangenheit und Gegenwart auseinanderzusetzen. Schirmherr der Ausstellung ist Bundesaußenminister Heiko Maas. „Die Macht der Gefühle“ wird im Jahresverlauf von Vancouver bis Sydney weltweit zu sehen sein.

Die Ausstellung wird am Sonntag, den 6. September 2020 um 17.00 Uhr eröffnet und läuft bis zum 25. Oktober 2020.

Die Ausstellung verdeutlicht die politische und gesellschaftliche Wirkungsmacht von Emotionen wie Angst, Hoffnung, Liebe oder Wut. Gefühle waren Motor politischer und gesellschaftlicher Reform- und Demokratisierungsprozesse. Aber sie waren stets auch Gegenstand politischer Instrumentalisierung und Manipulation. Sie begleiteten uns 1989 auch hier in Wittenberge. Die Schwestern Christiane Meinhold und Annette Flade haben aktiv politisch in der Wendezeit gearbeitet und die Dokumente - auch die ihres Vaters Gerhard Krüger und ihrer Kinder - aufbewahrt. So können wir heute auf den Anfang / Aufbruch 1989 blicken  – noch immer emotionsgeladen.

Es werden die Dokumente gezeigt, die es aus dem Anfang der friedlichen Revolution in Wittenberge gibt. Damals war Angst und Zurückhaltung so groß, dass keine/r fotografierte und schriftliche Dokumente meist umgehend vernichtet wurden. Es war noch Stasi-Zeit.

Wir hoffen, dass mit dieser Ausstellung ein Prozess der Erinnerung und Sammlung von frühen persönlichen Zeugnissen aus 1989 beginnt. Die evangelische Kirche hatte daran (für die Prignitz) einen erheblichen Anteil. Das soll im öffentlichen Bewußtsein bleibend erhalten werden. Vielleicht ist das auch ein Impuls auch für andere Orte und deren Aufbruchsgeschichten.

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