Gedenken an Pfarrer Dr. Ulrich Woronowicz

von Pfarrer i.R. Reinhard Worch

Kurz vor Weihnachten erhielten wir die Nachricht, dass Dr. Ulrich Woronowicz im Alter von fast 84 Jahren heimgerufen worden ist. Er war von 1968 bis 1982 in unserer Kirchengemeinde als Pfarrer und Seelsorger tätig. In seine Verkündigung fußte er auf der biblischen Botschaft. In ihr fand er Grundlagen und Maßstäbe, die bis in die Gegenwart hinein, für Kirche und die staatliche Ordnung gleichermaßen Gültigkeit besaßen. Von daher scheute er sich nicht, sich stets sehr kritisch mit allen Institutionen auseinanderzusetzen. Nicht selten hat er damit die staatlichen Organe, aber auch das kirchliche Establishment provoziert. In seiner Verkündigung baute er immer eine Brücke zu aktuellen Situation der Menschen, erzeugte Beifall und Widerspruch und forderte damit stets die Hörer heraus. Ständige und lebendige Diskussionen um die Auslegung biblischer Worte, die politische Einstellung, das Verhältnis von Staat und Kirche haben den damaligen Mitarbeiterkreis in unserer Gemeinde geistig und geistlich in Bewegung gehalten. Trotz unterschiedlicher Haltungen haben wir viele Veranstaltungen in der Gemeinde gemeinsam mit großer Freude vorbereitet und durchgeführt. Durch seinen Humor und seine Spontanität ist es nie langweilig gewesen. Seine Frau, Ruth Woronowicz, die im Frühjahr letzten Jahres verstarb, hatte als Mitarbeiterin im Büro und als Pfarrfrau viel zu einer guten Atmosphäre untereinander beigetragen.

Ende der 60iger Jahre hat er dafür gesorgt, dass die große Kirche in der Altstadt wieder mehr ins Blickfeld der Gemeinde geriet. 1972 konnte im renovierten Gotteshaus wieder Gottesdienst gefeiert werden.

Ein Schwerpunkt seiner seelsorgerlichen Tätigkeit lag vor allem darin, Menschen zu begleiten, die ganz am Rande standen oder kaum eine Chance hatten, irgendwo rechtliche Unterstützung zu erfahren. Sein ausgeprägtes Rechtsempfinden ließ ihn nie zur Ruhe kommen, wo immer er auf Unrecht stieß. Es war jedoch nicht allein im menschlichen Mitleid begründet. Er betrachtete Gerechtigkeit als göttliche Gabe, die aufzugreifen unsere Aufgabe sei.

Deshalb haben die Angehörigen über ihre Traueranzeige ein Wort aus dem Propheten Jesaja gesetzt (Jesaja 56,1): „Haltet Recht und tut Gerechtigkeit; denn mein Heil ist nahe, dass es komme, und meine Gerechtigkeit, dass sie offenbar werde.“

1982 übernahm er das Superintendentenamt in Bad Wilsnack. 1984 zog  das Ehepaar Woronowicz dort hin.
Zuletzt wohnten sie in Berlin Spandau.

Reinhard Worch

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